Baustellenatlas 2025: Wo Deutschland am meisten baut

Der tägliche Weg zur Arbeit, der Einkauf am Wochenende oder der Besuch bei Freunden – Baustellen gehören zum Straßenalltag dazu und sind gleichzeitig einer der größten Stressfaktoren für Autofahrende. Während Baustellen für die Infrastruktur unverzichtbar sind und für bessere Straßen, moderne Leitungen und zukunftsfähige Verkehrswege sorgen, bedeuten sie für den Verkehr oft Staus, Umwege und Verzögerungen.


Doch wie stark unterscheiden sich deutsche Städte eigentlich bei der Anzahl ihrer Baustellen? Wo brauchen Autofahrende besonders starke Nerven? Welche Städte haben besonders viele Bauprojekte gemessen an ihrer Größe und Verkehrsaufkommen und wo dauern die Arbeiten am längsten? Unser Baustellenatlas 2025 gibt erstmals einen umfassenden Überblick über die Bautätigkeit in deutschen Städten und zeigt, wo Autofahrende mit den meisten Verkehrsbehinderungen rechnen müssen.

Lesedauer

6 min

Datum

25.09.2025

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Baustellenatlas 2025: Wo Deutschland am meisten

So entstand der Baustellenatlas

Zwischen dem 9. und 15. September 2025 haben wir die offiziellen Stadt- und Baustellenportale von über 50 deutschen Städten ausgewertet und konnten von 34 Städten verwertbare Daten ermitteln. Dabei wurden alle Einträge erfasst, die von den Städten als aktive Baustellen deklariert wurden – von kurzfristigen Straßenverengungen bis hin zu großangelegten Infrastrukturprojekten.

Die Herausforderung: Jede Stadt definiert „Baustelle“ anders. Während manche nur Hauptverkehrsstraßen berücksichtigen, listen andere Städte auch kleinere Arbeiten auf oder kombinieren die Angaben mit tagesaktuellen Verkehrsstörungen. Für unsere Analyse haben wir alles gezählt, was eine Stadt als „Baustelle“ gemeldet hat, um ein einheitliches Vorgehen zu nutzen und den Vergleich zu ermöglichen – wobei die Tiefe der Daten bei jeder Stadt variieren kann. Die durchschnittlichen Baustellendauern konnten wir für die Städte berechnen, die Start- und Enddaten ihrer Projekte öffentlich zugänglich machen und die für uns auslesbar waren. 

Bremen führt bei absoluten Baustellenzahlen – über 240 aktive Baustellen 

Bei der reinen Anzahl der Baustellen führt Bremen mit 242 aktiven Bauprojekten das Ranking an. In der Hansestadt laufen somit einige Infrastrukturprojekte, was für Autofahrende aktuell jedoch bedeutet: Nicht selten ist Geduld gefragt. Bremen listet die aktuellen Baustellen in der „Baustellenpresse“, in der bei Abruf 59 neue Baustellen, 13 geänderte Baustellensmitteilungen und stolze 170 Dauerbaustellen gelistet waren. 


Dicht dahinter folgen Frankfurt am Main mit 228 und Leipzig mit 206 Baustellen – beides Städte, die durch ihr Wachstum und ihre Bedeutung als Knotenpunkt ihrer Region kontinuierlich in die (Verkehrs-)Infrastruktur investieren müssen.


Überraschend ist auch Karlsruhe auf Platz 4 mit 160 Baustellen – für eine Stadt dieser Größe eine beachtliche Zahl. Hamburg als zweitgrößte deutsche Stadt landet mit 155 Baustellen auf Platz 5, gefolgt von Dortmund (154) und Kiel (134). Auch Köln macht mit 124 Baustellen deutlich, dass Großstädte permanent an ihrer Infrastruktur arbeiten.


Interessant: Berlin landet trotz seiner Größe mit 94 Baustellen zum Zeitpunkt der Erhebung nur auf Platz 10. Dies liegt auch daran, dass die Verkehrsinformationszentrale Berlin nur Baustellen im Hauptstraßennetz angibt. In Kombination aller Sperrungen und Verkehrsstörungen waren zum Datenabruf über 440 Einträge gelistet, nach Filterung auf „Baustelle“ blieben jedoch nur 94.


Hamburgs Baustellen dauern fast zwei Jahre – extreme Unterschiede bei der Bauzeit

Nicht nur die Anzahl der Baustellen variiert stark zwischen den Städten, sondern auch deren Dauer. Während manche Städte ihre Projekte zügig abwickeln, ziehen sich andere über Monate oder sogar Jahre hin. Spitzenreiter bei der Baustellendauer ist Hamburg mit durchschnittlich 597 Tagen – das sind mehr als eineinhalb Jahre pro Baustelle. Das liegt unter anderem am Neubau des Tunnels Altona, der von 2020 bis Ende 2028 mit über 8 Jahren geplant ist – ähnlich wie weitere Baustellen im Streckenverlauf der A7.


Nürnberg folgt mit 390 Tagen, was immerhin noch über einem Jahr entspricht. Immerhin soll die Dauerbaustelle zum Abriss des Kaufhauses am Aufseßplatz nach 5 Jahren und über 1.900 Tagen zum Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Auch Magdeburg (321 Tage) und Aachen (313 Tage) lassen ihre Baustellen sehr lange dauern.


Deutlich schneller arbeiten dagegen Städte wie Bremen (200 Tage), Hannover (201 Tage) und Potsdam (203 Tage). Berlin schafft es mit 215 Tagen immerhin ins Mittelfeld, während Augsburg mit 212 Tagen ähnlich lange baut.


Diese Unterschiede können verschiedene Ursachen haben: komplexere Projekte, aufwendigere Genehmigungsverfahren, Witterungseinflüsse oder unterschiedliche Planungskapazitäten. Für Autofahrende bedeuten längere Bauzeiten jedoch vor allem eines: mehr Geduld und längerfristige Umwege – bis der Umweg irgendwann zur Standardstrecke wird.


Kiel ist Deutschlands Baustellen-Hotspot – über eine Baustelle pro Quadratkilometer

Um die Anzahl der Baustellen in ein Verhältnis zu setzen, lohnt es die Baustellendichte zu betrachten. Dafür haben wir die Anzahl der Baustellen in ein Verhältnis zur Stadtfläche gesetzt. Hier führt Kiel mit 1,129 Baustellen pro Quadratkilometer deutlich das Ranking an. Für eine Stadt ihrer Größe ist das eine außergewöhnlich hohe Baustellendichte, die das tägliche Fahren erheblich beeinträchtigen dürfte – die Auflistung der Baustellen erfolgt von der Stadt hoch oben im Norden jedoch auch besonders detailliert. Zudem ist die Dauer mit 137 Tagen im Vergleich sehr kurz.


Karlsruhe folgt mit 0,923 Baustellen pro Quadratkilometer auf Platz 2, knapp vor Frankfurt am Main (0,918). In den drei Städten muss man besonders häufig mit Baustellen rechnen. Bremen (0,761), Bochum (0,693) und Leipzig (0,692) komplettieren die Spitzengruppe der Städte mit den meisten Baustellen pro Quadratkilometer.



 Besonders bemerkenswert

Obwohl Berlin bei den absoluten Zahlen nur im Mittelfeld steht, hat die Hauptstadt dank ihrer großen Fläche eine relativ geringe Baustellendichte und ist damit rechnerisch für Autofahrende entspannter zu befahren als viele kleinere Städte – ein Fakt, den Verkehrsteilnehmende der Hauptstadt mit Sicherheit nicht unterschreiben würden. Dies liegt daran, dass die Stadt an der Spree nur Baustellen auf Hauptstraßen aufgelistet hat. Dazu kommen tagtäglich neben vielen kleinen Baustellen in den Nebenstraßen und Kiezen auch jederzeit kurzfristige und spontane Einschränkungen; etwa durch die Müllabfuhr, Unfälle, Rettungseinsätze, Havarien und Rohrbrüche sowie Umzüge – die besonders in der verkehrsreichen Hauptstadt jederzeit überall entstehen können und den Verkehrsfluss teils deutlich beeinträchtigen.

Kiel auch pro Auto Spitzenreiter – über 10 Baustellen pro 10.000 Fahrzeuge

Eine weitere wichtige Kennzahl für Autofahrende ist das Verhältnis von Baustellen zu zugelassenen Fahrzeugen – und auch hier steht Kiel ganz oben. Mit 10,138 Baustellen pro 10.000 Kraftfahrzeugen liegt die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt weit vor allen anderen untersuchten Städten. Konkret bedeutet das: Auf 1.000 Kraftfahrzeuge in Kiel kommt statistisch gesehen eine Baustelle. Auch Karlsruhe bestätigt mit 9,532 Baustellen pro 10.000 Fahrzeuge seine Position als eine der baustellenreichsten Städte Deutschlands. Bremen komplettiert mit 8,383 das Spitzentrio der für Autofahrende herausforderndsten Städte.


München (0,587), Nürnberg (0,631) und Berlin (0,63) zeigen die niedrigsten Werte bei dieser Kennzahl. Dies liegt an der selektierten Auswahl der gelisteten Baustellen bei zugleich vielen Kraftfahrzeugen. 


Fazit: Kiel ist Deutschlands Baustellen-Hauptstadt 2025

Kiel ist aktuell Deutschlands Baustellen-Hotspot. Die Stadt führt sowohl bei der Baustellendichte pro Quadratkilometer als auch bei den Baustellen pro Fahrzeuge das Ranking an. Für Kieler Autofahrende bedeutet das: Mehr Zeit einplanen und alternative Routen suchen, und sich vielleicht schon an die Alternativen gewöhnen. Allerdings dauern die Baustellen mit im Schnitt nur 137 Tagen auch deutlich kürzer als in vielen anderen Städten.


Auch Karlsruhe, Bremen und Frankfurt am Main gehören zu den baustellenreichsten Städten Deutschlands. Viele Baustellen bedeuten zumeist aber auch, dass der Verkehr in Zukunft etwas besser läuft – wenn aber auch kurzfristige Einschränkungen nervig sein können. Besonders nervig wird es, wenn sich die Bauprojekte gleich über Jahre ziehen, wie in Hamburg oder Nürnberg.


Jede Stadt führt im Laufe eines Jahres hunderte Baustellen durch. Diese erhalten und verbessern die Infrastruktur und sind in den allermeisten Fällen notwendig und eine Investition für die Bewohnenden und in die Zukunft. Deswegen sollten wir Baustellen positiv gegenüberstehen, auch wenn sie uns manchmal tierisch nerven können. Da ist es doch schön, wenn wenigstens die Auswahl des Auto Abos entspannt läuft. 

Was haben wir gemacht?

Die Informationen zu Baustellen wurden ausschließlich offiziellen Stadt- oder Verkehrsportalen entnommen und enthalten alle von der Stadt bzw. dem Portal als „Baustelle“ deklarierten Einträge zum Zeitpunkt der Datenerhebung. Es kann bei der Bezeichnung von Baustellen teils Unterschiede geben; beispielsweise kann eine kurzfristige Einrichtung einer Straßenverengung für eine private Gebäudesanierung ebenso als Baustelle zählen wie eine großangelegte Straßenumbaumaßnahme. Jede Stadt hat ihre eigene Definition und Bandbreite von aufgelisteten Baustellen. Durch neue oder abgeschlossene Projekte kann die tagesaktuelle Zahl variieren. Ein Einblick in die Daten zum Untersuchungszeitpunkt ist auf Nachfrage möglich. 


Durch die Komplexität und Menge der auszuwertenden Datensätze haben wir zur Vereinfachung alle Einträge der Deklaration Baustelle gleichwertig gezählt, auch wenn in Einzelfällen zusätzlich kleine Verkehrsbeeinträchtigung mitgezählt wurden. Für die Baustelleneinträge, bei denen sowohl Anfangs- als auch Enddatum angegeben waren und die im Rahmen der technischen Möglichkeiten automatisiert auswertbar waren, haben wir die durchschnittliche Dauer (Mittelwert) anhand der Differenz zwischen End- und Anfangsdatum in Tagen gezählt. 


Die Werte zu angemeldeten Kraftfahrzeugen (KFZ) stammen vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) und beinhalten Personenkraftwagen, Krafträder und Nutzfahrzeuge zum Berichtsjahr 2025 in den jeweiligen Städten. Die Einwohnerzahlen der Städte wurden anhand der KFZ-Dichte des KBA berechnet.