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Tuner

Viele Automarken haben eine eigene Tuning-Sparte. Doch was macht eigentlich eigentlich einen Inhouse Tuner wie AMG oder M so besonders?

Lesedauer

5 min

Datum

12.12.2021

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Historisch gewachsen: Inhouse Tuning

Schnell, schneller, Tuner – fast jede große Automarke hat eine eigene Tuning- oder Performance-Marke. Seien es AMG bei Mercedes, M bei BMW, Quattro bei Audi, oder aber Cupra bei Seat und Polestar bei Volvo. Wenn es um Performance geht, lassen sich die großen Namen der Autobranche nicht lumpen. Der Grund dafür liegt häufig in der Geschichte der jeweiligen Marke, vor allem aber in deren Nähe zum Motorsport.


Bei BMW wird das besonders deutlich, denn das “M”  in BMW M steht für “Motorsport”. Doch auch bei Seat, Mercedes oder Nissan stammt die Tuning-Expertise aus dem Engagement der jeweiligen Autobauer im Motor- und Rennsport. Dementsprechend konzentrieren sich die Services und Produkte dieser Inhouse-Tuner auch in erster Linie auf eine Performance-Steigerung der Automodelle – aber eben nicht nur. Doch dazu gleich mehr. Zunächst einmal gilt es zu klären, was ein Inhouse-Tuner eigentlich ist und worin seine Aufgaben innerhalb eines Autoherstellers liegen.

Basiswissen: Was ist eigentlich ein Inhouse-Tuner und was tut er genau?

Unter einem Inhouse-Tuner (oft auch Tuning-Tochter oder Tuning-Arm genannt) versteht man eine eigene Sparte oder Abteilung innerhalb eines Automobilherstellers, die sich hauptsächlich darauf konzentriert, Modelle der Automarke zur High-Performance-Varianten aufzurüsten. So gibt es beispielsweise von BMW M eigene Modelle, die jeweils auf einem Basis-BMW beruhen, aber erheblich aufgebohrt sind. Im Gegensatz zum regulären 3er BMW bringt beispielsweise der BMW M3 eine erhebliche Steigerung in Sachen PS mit und liegt flacher und breiter auf der Straße.

Mercedes AMG, BMW M, Audi Quattro: Die bekanntesten Inhouse Tuner im Überblick

Mittlerweile verfügt der Großteil der Automarken über einen eigenen Inhouse-Tuner. Die bekanntesten Namen im Überblick:


Mercedes AMG

  • Gegründet von Werner Aufrecht und Erhard Melcher in Großaspach (daher die drei Großbuchstaben) gehört das 1967 gegründete Unternehmen inzwischen zum Daimler-Konzern. AMG baut die Hochleistungsmotoren für Mercedes, übrigens zum Großteil in Handarbeit. Zusätzlich entstehen bei AMG eigene Serienfahrzeuge wie der AMG GT und zuvor der SLS AMG.

BMW M

  • Im Jahr 1972 wurde die BMW Motorsport GmbH gegründet, heute besser bekannt unter dem Namen BMW M. Das Unternehmen war ursprünglich der Rennstall von BMW und fertigt heute größtenteils Modifikationen für Serienfahrzeuge von BMW. Außerdem entstehen bei M Komponenten und Modifikationen für Motorräder wie die BMW S1000RR.

Audi Quattro bzw. Audi Sport

  • Die Quattro GmbH wurde 1983 gegründet und heißt seit 2016 Audi Sport GmbH. Im Gegensatz zu BMW M und Mercedes AMG ist Audi Sport nicht nur für sportliches Tuning von Audi-Serienmodellen zuständig, sondern für alle Formen von Kundenindividualisierung. So entstehen dort neben den S- und RS-Modellen beispielsweise auch die Ausstattungsvarianten für Audi Exclusive.

Nissan Nismo

  • 1984 wurde die Nissan Motorsports International Co, kurz Nismo, gegründet. Nismo hat unter anderem an den 24-Stunden-Rennen von Le Mans und Daytona teilgenommen und ist heute vor allem in der Formel E erfolgreich. Neben nachrüstbaren Teilen für Serienfahrzeuge von Nissan bietet Nismo auch eigene Modifikationen vieler Serien-Modelle an, darunter nicht nur Sportwagen wie der GT-R oder 370Z, sondern auch SUVs wie den Juke und Kleinwagen wie den Micra.

Seat Cupra

  • Cupra Racing hieß früher Seat Sport und wurde 1985 als Nachfolger des Seat Special Vehicles Departments ins Leben gerufen. Seine Expertise schöpft Cupra Racing aus Erfolgen im Rally- und Touring-Sport. Seit 2018 ist Cupra offiziell eine eigene Automarke und bietet keine Modifikationen für Serienfahrzeuge von Seat mehr an, sondern ausschließlich eigene Modelle wie den Cupra León

Volvo Polestar

  • Benannt nach einem Racing Team gleichen Namens gehört Polestar inzwischen zu Volvo, die wiederum zum chinesischen Konzern Geely gehören. Das ursprüngliche Polestar Racing Team firmiert inzwischen unter neuem Namen, bleibt Polestar und Volvo aber eng verbunden. Bei Polestar entstehen seither einerseits elektronische Modifikationen für Volvo, seit 2017 aber auch eigene Serien-Elektrofahrzeuge wie der Polestar 2.

Vollgas vs. voll gut: Ausstattungspakete der Tuner

Weil mehr Sportlichkeit nicht nur auf der Straße, sondern auch in der Optik bei vielen Autofans ausgesprochen beliebt ist, bieten immer mehr Automarken inzwischen Ausstattungspakete an, die nach ihren Tuning-Sparten benannt sind, ohne dort wirklich entstanden zu sein. So erhält man bei einem M-Paket von BMW, einer AMG Line von Mercedes oder der S-Line von Audi beispielsweise keine getunten Fahrzeuge, sondern lediglich optisch an den Tuner angelehnte Elemente an einem Serienfahrzeug. Das bringt zwar kein Performance-Plus, sieht dafür aber fraglos sportlicher aus.

Volvo und Polestar, Seat und Cupra: Aus Tuner wird Automarke

Ein globaler Trend im Automobilmarkt sind ehemalige Tuning-Unternehmen, die zu eigenständigen Automarken werden. Die bekanntesten Beispiele der letzten Jahre sind Cupra und Polestar, die beide ihrem Status der Tuning-Tochter eindeutig entwachsen sind. Cupra bietet inzwischen eigene Automodelle, die zwar auf Fahrzeuge von Seat zurückgehen, aber eigenständig weitergeführt werden. Bekannt sind vor allem die Modelle Cupra León und Cupra Formentór. Bei Polestar entstehen ausschließlich Elektrofahrzeuge mit Performance-Charakter wie der beliebte Polestar 2. Das Design ist klar inspiriert vom skandinavischen Minimalismus, wie er auch bei Volvo vorherrscht, doch die Fahrzeuge teilen nur wenige Komponenten. Einzige Ausnahme: Das Hybridauto Polestar 1 entstand in enger Kooperation mit Volvo.

Die Tuner der Automarken: Mehr als nur laut und schnell

Zusammenfassend kann man sagen: Auf den ersten Blick mögen sich die Inhouse-Tuner der Automarken zwar ähneln und gehen im Kern alle auf ähnliche Einsatzgebiete zurück. Doch im Detail herrschen große Unterschiede zwischen den einzelnen Tuning-Sparten. Von der Motorenmanufaktur, über den Rennstall, bis hin zur vollkommen eigenständigen Automarke ist alles geboten. Langweilig wird es damit im Performance-Segment der großen Namen im Automobilmarkt ganz sicher nicht!