Wie teuer kann ein kurzer Moment der Unachtsamkeit wirklich werden? Man stellt schnell das Auto ab, erledigt etwas – und bei der Rückkehr ist der Parkplatz leer, das Auto weg. Ob durch das Parken im Halteverbot, in einer Feuerwehrzufahrt oder auf einem Behindertenparkplatz – der Schock, wenn das eigene Fahrzeug abgeschleppt wurde, sitzt tief. Noch größer ist oft der Groll über die hohen Kosten und den zeitlichen Aufwand, um das Auto zurückzubekommen. Abschleppmaßnahmen sind für viele nicht nur ein emotionales, sondern auch ein erhebliches finanzielles Ärgernis.
Dennoch ist diese Maßnahme oft wichtig: Falsch geparkte Fahrzeuge stellen Verkehrsrisiken dar, blockieren Rettungswege und behindern andere Verkehrsteilnehmende. Das Abschleppen ist daher eine wichtige Maßnahme zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit. Doch wie häufig werden in Deutschland tatsächlich Fahrzeuge abgeschleppt? Und in welchen Städten müssen Falschparkende besonders teuer büßen?
Erfahre hier, wie deine Stadt im deutschlandweiten Vergleich abschneidet und wie viel dort für das Umsetzen eines Fahrzeuges verlangt wird.
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30.04.2025
Wir haben seit Februar 2025 über 70 der größten Städte Deutschlands kontaktiert und konkrete Zahlen zu durchgeführten Autoumsetzungen, Abschleppungen und den durchschnittlichen Kosten für Autofahrende angefragt. 47 dieser Städte haben uns in unterschiedlichem Umfang Auskunft gegeben, was die Grundlage des Abschlepp-Atlas darstellt. In den meisten Fällen gelten die Werte für das Jahr 2024, in Einzelfällen konnten nur Werte für 2023 genannt werden. Die Daten stellen alle registrierten Umsetzungsvorgänge dar, können aber in Einzelfällen auch Leerfahrten der Abschleppdienste und angefangene Umsetzungen, die dann unterbrochen wurden, enthalten. Die daraus resultierende datenbasierte Analyse zeigt, welche deutschen Städte die häufigsten versetzten Fahrzeuge aufweisen und wo man besonders tief für die Ordnungswidrigkeit in die Tasche greifen muss.
Die Analyse der Abschleppdaten zeigt deutliche Unterschiede zwischen Metropolen, mittelgroßen und kleineren Städten. Da fast überall die Anzahl von zugelassenen Fahrzeugen zunimmt, werden auch die Straßen immer voller, was vermutlich das Falschparken häufiger werden lässt. Die Hauptstadt Berlin führt mit beeindruckenden 68.421 abgeschleppten Fahrzeugen im vergangenen Jahr. Das machen umgerechnet etwa 187 Abschleppvorgänge pro Tag. Danach folgen Hamburg (30.540 Abschleppungen, 84 pro Tag), Köln (20.449 Abschleppungen, 56 pro Tag) und München (13.700 Abschleppungen, 38 pro Tag). Alle vier sind Großstädte mit über eine Million Einwohnenden. Obwohl München sogar deutlich mehr Einwohnende als Köln hat, weist Köln eine fast doppelt so hohe Abschleppquote auf.
Bei den mittelgroßen Städten mit 200.000 bis 500.000 Einwohnenden stechen Mainz mit 3.074 (8 pro Tag) und Aachen mit 2.690 (7 pro Tag) hervor. Unter den Kleinstädten mit weniger als 200.000 Einwohnenden führt Koblenz mit 1.701 jährlichen Abschleppungen (5 pro Tag) das Ranking an, vor Heidelberg mit 1.640 (etwa 4 pro Tag) und Neuss mit 1.179 (etwa 3 pro Tag).
Besonders auffällig sind die relativen Werte bei Köln, Düsseldorf und Berlin, die alle über 1.800 Umsetzungen pro 100.000 Einwohnende vorweisen. Am anderen Ende des Spektrums finden sich die Städteregion Bochum/Herne/Witten mit nur 22 Abschleppungen pro 100.000 Einwohnende sowie Paderborn (82) und Ulm (101), wo das Abschleppen offenbar deutlich seltener praktiziert wird.
Nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die Kosten für das Abschleppen variieren erheblich zwischen den deutschen Städten. Die höchsten Abschleppkosten fallen in Hamburg (450 €) Karlsruhe (319 €), Heidelberg (310 €), Chemnitz (309 €) und Pforzheim (300 €) an – drei davon sind Städte in Baden-Württemberg. Parken ist selten günstig und Falschparken erst recht nicht. Die günstigsten Städte für Falschparkende sind hingegen Magdeburg (139 €), Duisburg (143 €) und Neuss (145 €), wo die Kosten weniger als halb so hoch ausfallen wie in den teuersten Städten. Interessanterweise gibt es keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen der Abschlepphäufigkeit und den Kosten – Köln und Düsseldorf als Spitzenreiter bei den Abschleppzahlen liegen mit ihren Preisen im Mittelfeld der Kostenrangliste.
Wessen Auto umgesetzt wird, sieht sich mit einem komplexen Gebührenmodell konfrontiert. Die Gesamtkosten setzen sich in der Regel aus mehreren Komponenten zusammen: Die eigentlichen Abschleppkosten bilden die Basis und variieren zwischen 139 € in Magdeburg und 450 € in Hamburg. Auch hier gibt es Unterschiede, ob eine Umsetzung von der Polizei, dem Ordnungsamt oder einem Verkehrsbetrieb beauftragt wird. Besonders teuer wird es, wenn das Fahrzeug über Nacht oder am Wochenende auf dem Abschleppgelände verbleibt – dann fallen Standgebühren an, die von 4,76 € pro Tag in Magdeburg bis zu 17,85 € in Rostock reichen. Hinzu kommen zusätzliche Verwaltungsgebühren, die je nach Stadt zwischen 33 € und 92 € betragen können. Nicht zu vergessen ist das eigentliche Bußgeld für das Falschparken, das je nach Schwere des Verstoßes zwischen 10 € und 110 € liegen kann. Besonders kostspielig wird es bei Nacht- und Wochenendabschleppungen, wo in manchen Städten Zuschläge von bis zu 50 % auf die regulären Abschleppkosten erhoben werden. Auch der Zeitpunkt der Rückkehr zum Fahrzeug spielt eine entscheidende Rolle: Erscheint der Fahrzeughalter noch während des Abschleppvorgangs, werden in vielen Städten reduzierte Gebühren fällig – beispielsweise in Bremen 155 € für einen abgebrochenen Vorgang nach Beginn der Arbeiten oder 105 € für eine reine Leerfahrt, wenn das Abschleppfahrzeug erst auf der Anfahrt ist. Insgesamt können so schnell Gesamtkosten von über 400 € entstehen – ein teures Nachspiel für einen falsch gewählten Parkplatz.
Aufgrund der vielen Variablen lassen sich die tatsächlichen Kosten für den Einzelfall nur schwer pauschalisieren, weshalb wir für diese Untersuchung die uns von Behörden kommunizierten Werte mit öffentlich einsehbaren Daten kombiniert haben. In Einzelfällen sind in den Beträgen bestimmte Faktoren noch nicht inkludiert. Die tatsächlichen Endpreise inklusive aller Verwaltungs-, Aufwands- und Bußgeldkosten können variieren.
Die geschätzten jährlichen „Einnahmen“ durch die Zahlungen der Abschleppkosten zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Städten. Spitzenreiter sind Berlin mit über 12,8 Millionen Euro und Hamburg mit 13,7 Millionen Euro. Im Mittelfeld liegen München (3,8 Millionen Euro) und Köln (2,4 Millionen Euro), während kleinere Städte wie Chemnitz (192.816 €) oder Magdeburg (56.231 €) deutlich geringere Einnahmen erzielen, was natürlich auch der Größe und dem geringeren Verkehrsaufkommen geschuldet ist.
Diese Gelder fließen in verschiedene Kassen: Die eigentlichen Abschleppkosten gehen meist an private Abschleppunternehmen, die im Auftrag der Städte arbeiten. Die Verwaltungsgebühren und Bußgelder hingegen fließen direkt in die Stadtkasse bzw. an die zuständigen Ordnungsämter und Bußgeldstellen. So profitieren sowohl private Unternehmen als auch die öffentliche Hand von den Verstößen der Falschparkenden.
Köln, Düsseldorf und Berlin zeigen sich als Abschlepphauptstädte Deutschlands. Die Daten zeigen interessante regionale Unterschiede, die sich sowohl in der Häufigkeit der Abschleppungen als auch in den Kosten widerspiegeln. Besonders auffällig ist, dass Städte in Süddeutschland, insbesondere in Baden-Württemberg (z. B. Karlsruhe, Heidelberg, Pforzheim), besonders hohe Abschleppkosten aufweisen. Dennoch bleibt Hamburg mit den höchsten Kosten und zahlreichen Umsetzungen Schätzungen nach die Stadt, die mit Autoabschleppungen am meisten Geld umsetzt. Zu sagen, dass diese Gegebenheiten für eine autounfreundliche Stadt sprechen, wäre aber zu viel, denn letztlich liegt es immer an den Autofahrenden selbst. Insgesamt ist das Umsetzen von Fahrzeugen im öffentlichen Raum ein Wirtschaftsfaktor von mehreren Dutzend Millionen Euro im Jahr und sorgt überregional für Gelder in den Kassen der Behörden.
Auch wenn Autofahrende immer selbst die Verantwortung für ihr im öffentlichen Raum abgestelltes Fahrzeug haben, sind Modelle wie das Auto Abo von FINN zumindest im Unterhalt und der Beschaffung so flexibel, dass du von Anfang an entspannter Fahren und einen richtigen Parkplatz suchen kannst.
Die auf dieser Seite dargestellten Inhalte sind unter Verlinkungen dieser Seite als Quelle redaktionell frei nutzbar. Wir haben Ordnungsämter, Bußgeldstellen, Polizeidirektionen und Stadtverwaltungen kontaktiert und nach den genauen Zahlen der Abschleppvorgänge im letzten Jahreszeitraum sowie den damit verbundenen Kosten angefragt. Die herausgegebenen Daten beziehen sich meist auf das Jahr 2024, können aber in Einzelfällen auch das Jahr 2023 darstellen, was nur an der Verfügbarkeit der Daten innerhalb der Behörden liegt. Anhand dieser Informationen wurde der Abschleppatlas erstellt. Aufgrund dessen, dass die Behörden die Informationen nicht immer einheitlich oder vollständig zur Verfügung stellen konnten, sind nicht für alle Städte alle Daten aufgelistet. Unter den dargestellten Zahlen sind in manchen Fällen auch die Leerfahrten der Abschleppdienste sowie angefangene Umsetzungen enthalten. Leider konnten nicht alle angefragten Ortschaften in die Untersuchungen miteinfließen. Einige Städte wie beispielsweise Potsdam, Augsburg, Bremen und Wolfsburg wollten die Daten zu ihrer Stadt nicht ermitteln oder herausgeben, teilweise lag dies auch an der hohen Auslastung der Ämter. Daten zu Einwohnerzahlen stammen von Statistikportal.de. FINN übernimmt trotz großer Sorgfalt keine Garantie oder Gewähr für die hier dargestellten Inhalte. Alle Angaben nach bestem Wissen und Gewissen.